Mittwoch, 27. Oktober 2010

Abenteuer Reisemobil


Ein Abenteuer bedeutet unser Reisemobil in zweifacher Hinsicht:
Vor 6 Jahren habe ich mich mit dem Ausbau eines Iveco Daily in ein Abenteuer mit unbekanntem Ausgang gestürzt. Mein erster Ausbau. Pläne mit vielen Ideen und Vorstellungen von einem Reisemobil, mit dem ich vor allem technisch neue Wege gehen möchte. Robust und praktisch sollte es außerdem werden. 
Inzwischen ist der Ausbau schon ziemlich weit gediehen, die Technik ist komplett und es geht jetzt noch darum, Details zu verbessern. 

Bisher hat sich der Ausbau nach zum Teil abenteuerlichen Plänen auf unseren Reisen bestens bewährt.





Das Reisemobil mit seiner Ausstattung bedeutet auch, dass wir damit bei unseren Reisen weitgehend unabhängig sind. Von Versorgungsstationen und von Campingplätzen. Unserer Abenteuer- und Reiselust sind weitaus weniger Grenzen gesetzt als mit einem herkömmlichen Wohnmobil. Unsere bisherigen Reisen mit dem Iveco führten uns in den Norden an die Ostsee und nach Hamburg, nach Rom, zweimal bereits nach Kroatien, nach Rumänien, an die französische Atlantikküste, nach Paris und in die Bretagne. Oft genug diente uns der Iveco als Basisstation für Surftrips, Wandertouren, zum Kajakfahren usw.

So schaut´s aus:
Iveco Daily, langer Radstand, Serienhochdach mit Innenhöhe 1,94 m, Innraum 4,50 m lang, 3,0 l HPT-Motor, und einen Berg von Arbeit vor mir.



 

Die Geschichte des Ausbaus:

Nachdem die Markise aufgebaut war, wurde es ernst. Der Einbau der Fenster erfordert nicht nur exaktes Arbeiten. Waren es bei der Markise nur 3 Bohrungen, so musste jetzt das "Skalpell" angesetzt werden. Die ersten Ausschnitte im Blech waren fällig. Also, lieber 2 mal nachmessen als zu groß auszuschneiden oder die Stichsäge an der falschen Stelle anzusetzen.





Nachdem der Ausschnitt mit Rostschutz versehen war, wird der Hilfsrahmen innen angeklebt.



Den Fensterausschnitt verkleide ich innen und kann dann das Fenster einsetzen und den Außen- mit dem Innenrahmen verschrauben. Der Außenrahmen wird mit reichlich Dekalin abgedichtet.
 

So baue ich nach und nach 4 Fenster ein und die Ähnlichkeit mit einem
Wohnmobil wird immer größer.




Bevor ich den Boden einbauen kann, muss noch der Gastank befestigt werden. Ein 60-Liter-Tank findet Platz unter dem Überhang auf der rechten Seite.



Für den Boden, sozusagend das Fundament für den Innenausbau, wähle ich eine 19 mm starke 3-Schicht-Platte aus Fichtenholz.





Jetzt noch die Sitzbänke und ein provisorisches Bett eingebaut und so konnten wir mit unserem Eigenbau in den ersten Urlaub Richtung Kroatien starten.








Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub. Der Ausbau geht weiter, denn noch fehlen Dachluken, Möbel, Kühlschrank, Wohnraumbatterie, Ladegeräte und vieles mehr.

Erstmal muss ich die Einteilung der Dachfläche austüfteln, damit 3 Dachluken und die Solarmodule Platz haben. Ein Dachträger soll auch noch montiert werden, damit das Surfbrett später mal mitreisen kann.


Auf dem vorderen Bereich des Daches montierte ich die 3 Solarzellen, die bei gutem Wetter ausreichen sollten, um die Akkus zu laden.



Als nächstes folgten die Dachluken, eine über der Küche, also etwa in der Mitte, eine für das Bad und und die dritte über dem Heckbett.


Gleichzeitig baue ich  innen das Lattengerüst auf, das als Grundlage für die Befestigung der Wandverkleidung und der Möbel dient. Anschließend wird die Isolierung ergänzt. Ich klebe 20-mm-Xtrem-Isolator auf die Blechflächen.
    
Sobald die Arbeiten an der Außenwand abgeschlossen sind, das Lattengerüst komplett angeschraubt ist und die elektrischen Leitungen sowie Leerrohre verlegt sind, kann die Wandverkleidung eingebaut werden. Um zu vermeiden, dass sich Kondenswasser in der Isolierung bildet, kommt unter die Sperrholzplatten eine Dampfsperrfolie.



Damit konnte der Möbelbau beginnen. Und zwar mit der Küche.



Zwischendurch musste die Elektroinstallation eingebaut werden.
Die Wohnraumbatterie sollte zunächst von den Solarzellen und bei Außenanschluss vom 230-Volt-Ladegerät geladen werden. Auf eine Verbindung von der Lichtmaschine zur Bordbatterie über ein Trennrelais habe ich vorerst verzichtet, um sicher zu gehen, dass es zu keinen Störungen der Fahrzeugelektronik, möglicherweise ausgelöst durch die Wohnrauminstallation, kommt

Hauptverbraucher im elektrischen Stromkreis ist der Kompressorkühlschrank. Um genügend Reserve zu haben lege ich die Wohnraumbatterie auf 210 Ah aus. Ein ganz schöner Brocken, die ca. 80 kg schwere Batterie, die sicher untergebracht werden muss, nicht dass sie sich bei einer Vollbremsung, im schlimmsten Fall auch bei einem Auffahrunfall selbständig macht. Die Gewichtsverteilung im Fahrzeug ist ebenfalls zu beachten.

Ein Unterspannungsschutz sorgt zusätzlich dafür, dass die Batterie nicht tiefentladen wird.  Zwischen dem Minuspol der Batterie und der gesamten elektrischen Anlage wird ein Shunt geschaltet, der den Bordcomputer mit den notwendigen Informationen versorgt, damit dieser wahlweise den Lade-, bzw. Entladestrom, die Spannung sowie den Ladezustand der Batterie anzeigt.
Weitere Anzeigen sind die Füllstandsanzeiger der Wasser- und Abwassertanks und des Toilettentanks mit Ultraschallgeber.

Mit einem zentralen EIN-AUS-Schalter beim Einstieg kann die ganze elektrische Anlage komplett ausgeschaltet werden, ausgenommen die vorderen Deckenleuchten und natürlich der Kühlschrank.

Langsam rückte die geplante Rumänientour näher und es fehlt noch an vielem, was den Iveco zum Wohnmobil macht.

Für das Bad habe ich noch keine richtige Lösung gefunden, denn es sollte hygienisch sein mit wasserdichtem Boden und Wänden. Wir entscheiden uns, provisorisch mit wasserfestem Sperrholz eine Kabine einzubauen. Dazu die Schiffstoilette.

Für eine funktionsfähige Wasser- und Abwasserinstallation benötigt das Wohnmobil neben dem Frischwassertank je einen Abwassertank für das Waschbecken im Bad, die Küche, einen Toilettentank, dazu die gesamten Leitungen und insgesamt 5 Pumpen. Alle diese Tanks werden frostsicher untergebracht.

Nach und nach ergänzte ich die Möblierung. Es folgten ein Hochschrank mit dem Abfallbehälter und der Elektroinstallation, unten das 230-Volt-Ladegerät, oben das Anzeige- und Schaltpanel.
Dahinter die Abteilung mit dem Kühlschrank und darüber die Garderobe. Unter dem Kühlschrank befindet sich die Wohnraumbatterie. Es fehlen noch der Hängeschrank über der Küche sowie die Schranktüren und ein Rollo für die Garderobe.

Damit sind wir startbereit zu unserer Wohnmobiltour nach Rumänien.




Die erste große Tour hat unser Eigenbau gut gemeistert. Alles hat funktioniert. Außer einer durchgebrannten Sicherung gab es keine Panne, keine Ausfälle. Das Ausbaukonzept hat sich bewährt. Natürlich gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Die fehlenden Hängeschränke, das provisorische Bad und die noch nicht ganz fertig gestellte Küche lassen noch Wünsche offen.
Obwohl es in Rumänien sehr wenig Ver- und Entsorgungsmöglichkeiten gibt, hatten wir nie einen Engpass. Die Kapazität der Frisch- und Abwassertanks reichte vollkommen aus. Auch das Entsorgungssystem hat funktioniert.


Eine spannende Frage war natürlich auch, wie sich die Elektrik bewährt, vor allem, ob die Wohnraumbatterie durch die Solarzellen ausreichend geladen wird. Neben dem 230-Volt-Ladegerät war dies die einzige Lademöglichkeit, wobei es selbst auf den wenigen Campingplätzen selten eine funktionierende Landstromversorgung gab. Da beobachtet man die Anzeigeinstrumente sehr aufmerksam. Morgens fehlten in der Batterie so 40 - 50 Ah. Bei Temperaturen, zum Teil bis 40°C war der Kompressorkühlschrank oft in Betrieb, und abends sparten wir nicht an der Beleuchtung. Wir hatten, außer im Donaudelta, immer gutes Wetter, so dass der Akku abends jedesmal wieder voll geladen war.

Zurück aus dem Urlaub begann ich mit den Planungen für den weiteren Ausbau. Im Mittelpunkt der Überlegungen stand das Bad. Hygienisch und wasserfest sollte es sein. Die Abmessungen waren nicht gerade üppig. Aber zwischen den Sitzbänken vorne, dem Heckbett hinten und dem Hochschrank gegenüber, dazwischen der Durchgang, war der Platz vorgegeben.
Lange hatte ich überlegt, aus welchem Material ich die Wände anfertige. Ziel war natürlich auch ein möglichst geringes Gewicht. Schließlich entschied ich mich für mit GFK-verkleidete Wände.
Als erste war aber die Bodenwanne anzufertigen. Eine fertig gekaufte Duschwanne kam nicht in Frage. Auch deshalb nicht, weil die Chancen, ein solches Tiefziehteil aus Polystyrol in den richtigen Abmessungen zu finden, sehr gering sind.
Die Lösung war, selbst eine Negativform anzufertigen und damit aus GFK die Wanne nach Maß zu formen. Mit Unterstützung durch einen Fachmann für Kunststofftechnik machte ich mich an die Arbeit.  In wochenlanger Kleinarbeit mit Sägen, Bohren, Fräsen und vor allem Schleifen entstand ein Block, der anschließend formgebend war für die Wanne.
Das entscheidende Laminieren durch den Fachmann war schließlich in wenigen Stunden erledigt. Die ausgeformte Wanne wurde in Schaum "gegossen", so dass ein Quader entstand, den ich im Wohnmobil auf dem Boden aufsetzen konnte.




 Die Wanne ist gerade noch rechtzeitg zum Start zu unserer Wohnmobiltour nach Italien fertig geworden. Also sind wir zwar mit einer Luxusbodenwanne aber mit den alten Wänden fürs Bad in den Urlaub gestartet.

Während das Wohnmobil für den Winter stillgelegt war, ging die Arbeit am Bad weiter. Ich baute wieder die Sitzbänke und die Badwände aus.

Gleichzeitig entschloss ich mich, ein Lichtmaschinen-Batterie-Ladegerät einzubauen, eine Überlegung, mit der ich mich schon längere Zeit beschäftigt habe. Ein weiteres Stück Unabhängigkeit. Wir stehen ohnehin selten längere Zeit an einem Platz, und nutzen damit die Lichtmaschine, um während der Fahrt unabhängig vom Wetter die Wohnraumbatterie zu laden. Der A2B-Lader von Sterling, den mir Bruno aus der Schweiz, der sich einen Ducato in vorbildlicher Planung und Ausführung ausgebaut hatte, empfohlen hatte, wird direkt an die Lichtmaschine angeschlossen. Die Verbindung zwischen Startbatterie und Lichtmaschine wird getrennt. Das Ladegerät versorgt sowohl die Wohnraum- als auch die Startbatterie.
Die maximale Ladeschlussspannung liegt jetzt bei der Startbatterei bei 13,9 Volt, bei der Wohnraumbatterie, eine Gelbatterie, die nach IUoU0-Charakteristik geladen wird, bei 14,5 Volt. 



Damit habe ich folgene Lademöglichkeiten:
Normalerweise wird die Startbatterie über den A2B-Lader von der Lichtmaschine geladen. Zum Beispiel bei längeren Standzeiten kann ich die Ladung wahlweise durch die Solaranlage oder durch das 230-Volt-Ladegerät zuschalten.
Die Wohnraumbatterie wird außer durch das 230-Volt-Ladegerät und die Solaranlage während der Fahrt durch den A2B-Lader geladen.

Zur Verbesserung des Fahrverhaltens habe ich inzwischen an der Hinterachse eine Zusatzluftfeder, eine Linnepe-VB-SemiAir von VB-Airsuspension eingebaut.


Die Befestigung an der Hinterachse

Die Drucküberwachug der beiden Kreise


Die Druckbegrenzungsventile

Endlich, nach langer Zeit und mehreren Reisen mit einem Provisorium, ist das Bad (fast) fertig. Die Duschwanne aus GFK, die kunststoffbeschichteten Wände und die Ablage mit Waschbecken und Wasserhahn sind eingebaut. 





Nachdem das Bad wieder funktionsfähig ist, muss ich vor der nächsten Urlaubsreise unbedingt noch Hängeschränke einbauen. Der Küchenschrank soll so eine Art Prototyp werden.

Gerade noch rechtzeitig vor unserer Frankreichtour im August 2012 wurde ich mit den Hängeschränken über der Sitzgruppe fertig. Die Rahmen müssen noch gestrichen werden,damit wieder alles optisch zusammen passt.




Und inzwischen ist auch die Heizung eingebaut und angeschlossen. Die Trumatic C6002 stand 5 Jahre im Keller, da ich einfach nicht früher dazu kam, sie einzubauen. In diesen 5 Jahren, in denen wir ohne Heizung unterwegs waren, fehlte sie uns kaum. Aber nachdem wir im vergangenen Jahr im Herbst im Bayerischen Wald beim ersten Nachtfrost übernachtet hatten, war klar, dass die Heizung ab sofort oberst Priorität hat.
Was mich am meisten verwundert hat, sie ist beim ersten Test sofort angesprungen und hat den Innenraum aufgeheizt. Damit hatte ich, ehrlich gesagt, nicht gerechnet - nach der langen Standzeit. Der nächste Winter kann also kommen.
Apropos Winter: Auch wenn man fest davon überzeugt ist, kein Wintercamping machen zu wollen, sollte man bedenken, dass man um so sicherer ist man vor bösen Überraschungen, je frostsicherer der Ausbau ist. Zum Beispiel, wenn es im Herbst im Gebirge doch mal Nachtfrost gibt. Oder wenn man zu einer Sylvesterparty eingeladen ist und es am bequemsten wäre, mit dem Wohnmobil anzureisen. Aber das nur am Rande bemerkt. 

Die Standzeit im Winter habe ich genutzt, um die Optik der Innenraumgestaltung zu verfeinern. Also habe ich das Tableau mit den Schaltern und Anzeigeinstrumenten erneuert.

Bei der Gelegenheit habe ich dann auch den Heizungsschalter in das Tableau integriert, die Verkabelung etwas übersichtlicher gestaltet und einzelne Anschlüsse umgeklemmt, so dass z.B. die Heizung auch bei ausgeschaltetem Hauptschalter mit Strom versorgt wird

Wieder gibt es etwas mehr Komfort: Heute habe ich den Tisch zum Ausklappen fertig gebaut.


Für die Brotzeit zwischendurch


Für Unterhaltung im Wohnbereich  sorgt jetzt ein separates Radio mit CD, eingebaut im Hängeschrank über der Sitzgruppe.

Radio mit ausgeführtem AUX-Anschluss und 12-Volt-Steckdosen